Wer hat’s erfunden?

Im 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung verstand man unter einem Symposion noch keine wissenschaftliche Konferenz, sondern ein von Männer- oder auch Frauencliquen veranstaltetes Trink- und Eßgelage, bei dem auch Poesie vorgetragen wurde. Man oder frau war hier unter sich und zog im Rhythmus des iambos gegenseitig vom Leder. Der iambos leitet sich ab von iambizein, was soviel wie „verspotten, verhöhnen, beschimpfen, lustig machen“ bedeutet – also etwa das, was man heutzutage unter „Dissen“ versteht. Und das heute geläufige Metrum Jambus ist nichts anderes als der Rap der alten Griechen. Als Erfinder der Jamben gilt der Dichter Archilochos (* um 680 v. Chr. in Paros; † um 645 v. Chr.), der von seinen Verehrern mit dem Spitznamen Skorpionszunge bedacht und von seinen Feinden als angeblicher Ehebrecher, Schweinehund und Vergewaltiger aus seiner Heimat verjagt wurde.

Für einen tumor dieser größe
kenne ich keine bessere kur
als zwischen den schenkeln
im nassen haar einer musch

Es war nicht solche pornographische Lyrik, die ihm zum Verhängnis wurde, es war ein gebrochenes Eheversprechen, das ihn wild um sich schlagen ließ. Ihm war durch einen Verlobungsritus die Hochzeit mit Neobule, einer Tochter des Lykambes, versprochen worden. Als dieser Pakt gebrochen wurde – man weiß nicht, von wem – fühlte sich Archilochos in seiner Ehre beleidigt und reagierte mit wilden Schmähliedern gegen den Vater, gegen Neobule und gegen deren Schwestern. Zusätzlich soll er sich noch an Neobule gerächt haben, indem er eine ihrer Schwestern verführte und damit überall herumprahlte.

Lykambes‘ tochter die jüngere – sie saugt
ihr bier wie die Thraker und die Phryger
mit dem strohhalm –

die vorhaut zogen sie
zurück und ihr schlitz war offen weit
und naß –

mit vollen backen
war sie auf den knien und der andere gab
es ihr von hinten –

der schwanz
schwoll ihm wie einem esel aus Prieme
wenn er im futter steht –

und schaum
stand ihr vor dem mund –

hinunter
sahen sie an sich und spritzten ihr all
ihren saft aufs gesicht und in das haar

Lykambes‘ Tochter

Das war zuviel und da die Familie des Lykambes auf Paros nicht ohne Einfluß war, mußte Archilochos nach Tharos auswandern. Die Töchter des Lykambes sollen sich alle aufgehängt haben, weil ihre Versuche, sich von der Schande reinzuwaschen, vergeblich geblieben waren. Archilochos verdingte sich als Offizier einer Söldnertruppe und wurde im Kampf getötet.

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