Dorfgespräch

Unsere erste Rast legten wir kurz hinter Celle in einem Dorfgasthof links der Landstraße ein. Wir, das waren Ronald, unser Vorarbeiter in der Halle 52 bei Telefunken in Empelde, und ich, in diesem Sommer 1973 zu zweit auf seinem Moped, Zelt und Gepäck in einem Fahrradanhänger, unterwegs in den Urlaub an der Ostsee. Am Nebentisch saßen vier Männer zwischen fünfunddreißig und fünfzig und erzählten einem fünften vom letzten Schützenfest.

  • „Und als die neue Lehrerin hier reinkommt, steht er auf, holt seinen Lümmel raus und legt ihn hier auf’n Tisch.“
  • „As’n Hengst sien‘, segg ich di, as’n Hengst sien‘.“
  • „Ge-wal-tich!“
  • „Hier auf den Tisch. Neben den Teller.“
  • „As’n Hengst sien‘! Sowas hast noch nich sehn!“
  • „Und sie: Verzieht keine Miene. Wird noch nich mal rot. Kuckt nur ganz kurz hin, lacht und geht weiter, als wär‘ nix.“
  • „So wahr ich hier sitze.“
  • „Kein bißchen eingebildet oder etepetete. Die paßt hierher.“
  • „Was ’ne Frau. Was ’ne Frau. Prost!“
  • „Kuckt nicht so, da drüben, ihr zwei. Das stimmt alles. Wort für Wort.“

Wir glaubten ihnen und hätten auch noch gerne mehr von solchem Stoff gehört, aber wir mußten zahlen und weiter, weil wir es an diesem Tag noch bis Bad Oldesloe schaffen wollten.

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